So hatte sich Meistertrainer Michael Schneider den Pokalabend sicherlich nicht vorgestellt. Den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte im Rücken reiste Tennis Burscheid (Michael Schneider) zu Regionalligist FK Berlin (Walter Loose). Ein Trainingsspiel, wie man meinen könnte. Im dortigen „Stadion an der Rennbahn“ wurden die Gegner von 4.500 begeisterten Zuschauern empfangen. Diejenigen unter Ihnen, die einen echten Pokalfight zu sehen bekommen wollten, wurden gestern nicht enttäuscht. Irgendetwas muss Trainer Loose mit seinen Mannen vor der Partie gemacht haben. Nicht, dass das Team, das derzeit nach 5 siegreichen Spielen in Folge Rang 3 in der Regionalliga B belegt, schlecht drauf sein müsste. Doch gegen den amtierenden Meister hatten viele wohl eine etwas defensivere Strategie erwartet.

Schon in der 3. Minute klingelte es erstmalig. Erwartungsgemäß war es Berlins Keeper Seebohm, der als Erster hinter sich greifen musste. Der nicht gerade als Goalgetter unter den Burscheidern bekannte Mattheis verwandelte eiskalt. Doch Berlin hatte keine Mühe diesen Rückstand wegzustecken und wurde prompt in der 16. Minute nach schöner Kombination mit dem 1:1 Ausgleich durch Scheeve’s Kopfball belohnt. Burscheids Leddin, der eigentlich für die Bewachung von Scheeve zuständig war, sah alles andere als meisterlich in dieser Situation aus. Schneider tobte vor Rage an der Seitenlinie und musste vom 4. Unparteiischen einige Male ermahnt werden. Doch sein Team zeigte eine ebenfalls couragierte Leistung und ging kurz vor der Halbzeit wieder mit 2:1 in Führung. Erneut war es Mattheis, der Seebohm verlud (37.). So ging es in die Pause. Die zweite Halbzeit begann dann gleich mit einem Paukenschlag. Der schon erwähnte Leddin hatte erneut Probleme mit seinem Widersacher Scheve und riss diesen ohne Chance auf den Ball zu Boden. Konsequenz: Platzverweis. Damit war der Meister dezimiert und es begann ein Spiel auf ein Tor. Nach 70 Minuten dann ein Doppelschlag des Regionalligisten, dem Burscheid nichts mehr entgegensetzen konnte. Walker (71.) und Held (74.) erzielten die entscheidenden Tore zum 3:2 Endstand. Die Fans stürmten direkt nach Abpfiff das Feld und ließen Trainer Loose hochleben. Dieser blieb cool: „Wir haben heute eine gute Leistung gezeigt. So kann es weitergehen.“ Von Burscheid war nach Abpfiff kein Statement zu bekommen. In der kommenden Runde muss Berlin erneut gegen einen Erstligisten zu Hause ran: Britannia Schwetzingen (Guido Laures).

Diese gewannen bei Plattnersee-Bezwinger 1.FC Hilden (Jack Morrison) mit 3:2. Allerdings fiel hier der Siegtreffer in der letzten Minute. „Dieses packende Spiel hätte eine Verlängerung verdient gehabt“, fasste Trainer Morrison das Ergebnis zusammen.

Weitere Favoriten mussten jedoch im Pokal gestern die Segel streichen. So mussten aus der 1. Sandkastenliga gleich sechs Vereine als Verlierer den Platz verlassen. 1.SC Norden (Torsten Schneider) verlor überraschend bei Regionalligist FC Zwingenberg (Rhein kurier) im Elfmeterschießen. Auch Altmeister Olympia Braunschweig (Patrick Leonardi) kommt diese Saison nicht so recht in Schwung. Nach einem verkorksten Saisonstart nun auch das Aus im Pokal gegen Oberligist VfL Monschau 48 (Bernd Sirus) in einem insgesamt schwachen Spiel. Richtig desaströs endete der Abend für KFC Tönning (Nicholas Kjär). Mit einer 5:0 Niederlage schickte Oberligist SG Drolshagen (Bruno Bitch) den Erstligisten nach Hause. Und das zu Recht. 1.FC 80 Seelow (Gero Decker) kam in Kickers Westerland (Chris Moltisanti) mit 3:2 unter die Räder. Der Tabellenführer der Verbandsliga 8 ist in bestechender Form und hat in der Saison noch nicht einen Punkt abgegeben.

Damit sieht die Verteilung der verbleibenden Mannschaften im Wettbewerb wie folgt aus:
1. Sandkastenliga: 7 (-6)
2. Sandkastenliga: 6 (-6)
3. Sandkastenliga: 8 (-6)
Regionalligen: 13 (-9)
Oberligen: 13 (-1
Verbandsligen: 17 (-19)

Burscheider Abendblatt

Nach dem Pokaldesaster in Berlin konnten wir Trainer Schneider zu einer kurzen Stellunnahme bewegen.

BA: Herr Schneider, wie konnte diese Niederlage zustande kommen?
MS: Ehrlich gesagt, ich kann mir das nur schwer erklären, zur Halbzeit lief Alles nach Plan, aber dann griff der Schiri ein.
BA: Das müssen sie uns erklären.
MS: Entgegen dem was geschrieben wurde, war der Platzverweis kein Platzverweis. Unser Spieler Leddin hat den Berliner überhaupt nicht berührt. Das kann man übrigens in allen Aufzeichnungen deutlich sehen. Ich hoffe nicht, dass das jetzt alle Schiris so gegen Burscheid pfeifen.
Durch den Platzverweis ist unsere ganze taktische Ausrichtung zusammengebrochen. Ich habe meine Mannschaft noch nie so desolat gesehen wie Gestern.
Aber ich möchte meinem Kollegen Loose zu dieser hervorragenden Leistung seiner Mannschaft gratulieren. FK Berlin hat wirklich ein überragendes Spiel gemacht.
BA: Hat dieses Ergebnis jetzt auch einen negativen Einfluss auf die weitere Saison?
MS: Meine Spieler sind jetzt noch enger zusammengerückt, Keiner macht dem Anderen Vorwürfe. Jetzt wollen wir was erreichen.
BA: Vielen Dank für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg für sie ind ihr Team.

Hervorragender Bericht, ich denke es wird später noch ein ausführliches Statement aus Burscheid folgen.

Berlin
Nach dem erfolgreichen Spiel gegen Tennis Burscheid im Pokal wurde viel auf unsere Mannschaft eingeprügelt und die schlechte Schiedsrichterleistung in den Vordergrund gestellt. Bezugnehmend darauf können wir von einem echten Pokalknüller berichten. Natürlich ist ein Pokalspiel immer etwas anderes und die Erstligisten können sich nur blamieren, dafür haben wir Verständnis. Andererseits ist es für uns sehr schade nach einem tollen Spiel, mit dem quendchen Glück, nur von schlechten Leistungen des Schiri`s zu lesen.
1) Auf wir leiden in dem einen oder anderen Spiel unter schlechten Leistungen von den Männern in Schwarz.
2) Ohne eine gewisse Cleverness, die auch die Spieler von Tennis Burscheid besitzen (!), hätten wir vielleicht den kürzeren gezogen.
3) Wenn das Spiel in ein dramatisches Elfmeterschießen gegangen wäre und Burscheid hätte dann verloren..... hätte es dann auch am Schiri gelegen?
Wir haben uns von anfang an nicht viel ausgerechnet und freuen uns natürlich sehr über diese Sensation. Wir haben in den letzten Jahren Erfolgreich Fußball gespielt (2 Aufstiege und Festigung in der Regionalliga) und sind noch lange nicht am Ende unserer Träume angekommen. Ein Blick auf unsere Vergangenheit hätte gezeigt das man uns nicht unterschätzen sollte. Wir bedanken uns bei allen Fans, Tennis Burscheid und Trainer Michael Schneider die uns ein so spannendes Spiel bereitet haben.

Burscheid

Wir hier in Burscheid bescheinigen unserem Gegner eine hervorragende Leistung und Trainer Loose kann stolz auf seine Truppe sein. Von Berlin wird man noch eine Menge hören.

Wir freuen uns für Trainer Walter Loose und möchten von hier aus noch einmal sagen, dass wir Berlin ausgiebig beobachtet und auf gar keinen Fall unterschätzt haben.

Zum Platzverweis kann man 2 Meinungen haben, das ist Fußball.
Für uns hier in Burscheid ist es eine Tasachenentscheidung die zu akzeptieren war und wir wünschen Trainer Loose und seiner Truppe für die weitere Saison viel Erfolg.

Vorstand Tennis Burscheid